16. Februar 2023
Der namhafte Mistelbacher Bienenzüchter Ökonomierat Guido Sklenar übernahm einst von seinem Schwiegervater aus Kettlasbrunn 36 Bienenvölker. Unter diesen befand sich auch ein auffällig fleißiges und sanftmütiges Volk. Der Abstammung nach gehörten diese Bienen der Bienenrasse Carnica an. Ursprünglich in einer recht modrigen Behausung untergebracht, fertigte sich Guido Sklenar später selbst neue Bienenstöcke an. Nachdem er sein Lieblingsvolk in solch eine „Beute“ (Fachbegriff für Bienenstock; Anm.d.Red.) übersiedelt hatte, taufte er sie nach der darauf befindlichen Nummer „Stamm 47“. Damit war der Grundstein für den berühmten Carnica-Zweig „Sklenar“ gelegt.
Nach seinem Tod gelangte der besondere Bienenstock über die Erben Sklenars zum damaligen züchterischen Nachfolger und Leiter der Zuchtstation Imkermeister Anton Schleining. Jahrzehnte später, in einem Gespräch mit dem nunmehr vom NÖ Landesimkerverband berufenen Belegstellenleiter Imkermeister Ing. Franz Obendorfer, entstand die Idee, das historische Artefakt dem Mistelbacher Museumsarchiv, zur Ergänzung der bereits vorhandenen „Guido Sklenar–Sammlung“ zu übergeben.
Am Donnerstag, dem 9. Februar, konnte Ing. Franz Obendorfer im Beisein von Bürgermeister Erich Stubenvoll und Kulturstadtrat Josef Schimmer den „heiligen Gral“ der Imker an Vizebürgermeister a.D. RegR Alfred Englisch übergeben. „Der religiöse Vergleich kommt nicht von ungefähr, denn alljährlich pilgern Imker aus benachbarten Ländern zur Grabstätte des Guido Sklenar, bestaunen die Ehrentafel seines damaligen Wohnhauses am Waisenhausberg, oder besichtigen den berühmten Bienenstock. Nun ist der 47er-Stock für zukünftige Generation gesichert und in die Heimat und Wirkungsstätte seines ehemaligen Besitzers zurückgekehrt“, resümiert Imkermeister Ing. Franz Obendorfer zufrieden.
Über Guido Sklenar und seinen „Stamm 47“:
Ökonomierat Guido Sklenar, der von 1871 bis 1953 lebte, war ein erfolgreicher und international anerkannter Bienenzüchter. Er eignete sich viel Wissen an, wurde zu einem der bedeutendsten Königinnenzüchter der Geschichte, schrieb Bücher und Fachartikel und leitete eine Zeit lang die Belegstelle Hirschgrund im Mistelbacher Wald. Er war aber auch ein tüchtiger Geschäftsmann und so wurden seine Bienenköniginnen bald auch über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt und begehrt. Seine nach ihm benannte und amtlich anerkannte „Sklenar-Biene“ erfreut sich heute noch auf vielen Kontinenten großer Beliebtheit. „Die häufigste Frage, die an mich gestellt wurde, ist wohl die, woher ich den „Stamm 47“ habe. In meinen Jungimkerjahren übernahm ich 36 Völker meines Schwiegervaters, der ein Sommerhäuschen im Nachbarort Kettlasbrunn besaß. Und unter diesen Völkern fand ich ihn. „Stamm 47“ ist also nicht mein eigenes Zuchtprodukt. Mein Verdienst an ihm ist nur, dass ich seinen hohen Wert zur richtigen Zeit erkannte, ihn nicht aussterben ließ und ihn in jahrzehntelanger, mühsamer Zuchtarbeit rein durchzüchtete“, so Guido Sklenar einst über seinen berühmten „Stamm 47“.
Guido Sklenar war Träger aller österreichischen und deutschen sowie vieler internationaler imkerlichen Auszeichnungen und gleichzeitig Gründer der „Österreichischen Züchtervereinigung“.
Für den Begründer der Königinnenzucht in Mistelbach wurde 1989 ein Gedenkstein errichtet und eine Gasse nach seinem Namen benannt.