07. Mai 2020
Der NÖ Arbeitsmarkt reagiert stark auf die Maßnahmen der Österreichischen Bundesregierung gegen die Corona-Virus-Pandemie. Innerhalb von wenigen Tagen nach Erlass der Ausgangsbeschränkungen und Geschäftsschließungen schnellte die Arbeitslosigkeit in die Höhe. Sie ist entgegen dem Trend aller bisherigen Jahre auch im April gegenüber März nicht gesunken, sondern weiter um 1.759 oder 2,2% gestiegen und erreichte Ende April ein Rekordniveau von 80.199. Damit lag sie um 32.955 Personen (oder 69,8%) über dem Wert des Vorjahres. Hinzu kommen 7.330 beim AMS als Schulungsteilnehmer registrierte Personen.
Kurzarbeit wird von den NÖ Betrieben stark in Anspruch genommen:
Kurzarbeit ist für Unternehmen ein Weg, Lohnkosten aufgrund behördlicher Einschränkungen oder zurückgehenden Arbeitsanfalls wegen des Coronavirus sozial verträglich spürbar zu reduzieren. „Mit einer Corona-Virus-Kurzarbeit können Kosten reduziert, Einkommen gesichert, Arbeitslosigkeit verhindert und gleichzeitig Personal für die Zeit nach der Krise gehalten werden“, betont AMS Niederösterreich Geschäftsführer Sven Hergovich. „Wie dramatisch die Arbeitsmarktlage wirklich ist, zeigt sich bei der Inanspruchnahme der Kurzarbeit: seit Mitte März hat das AMS Niederösterreich 16.414 Anträge auf Kurzarbeit genehmigt. Das sind 96,2% aller entscheidbaren Anträge. Mit der Kurzarbeit sichert das AMS Niederösterreich 217.584 Arbeitsplätze in niederösterreichische Unternehmen“, so Hergovich weiter.
Arbeitsmarktentwicklung nach Personengruppen und Branchen:
Der Anstieg der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahr betrifft Frauen und Männer in etwa gleichem Ausmaß und auch alle Altersgruppen. Allerdings ist er bei den Jugendlichen mit +114,6% deutlich stärker als bei den Älteren über 50 (+45,4%).
Bei Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft (+9.134 oder +92,5% auf 19.011) stieg die Arbeitslosigkeit stärker als an als bei Inländerinnen und -inländern (+63,8%).
Nach Branchen zeigten sich Ende April die größten Anstiege an vorgemerkten Arbeitslosen gegenüber dem Vorjahr in der Beherbergung und Gastronomie (+8.230 oder 197,5%), im Handel (+4.760 oder 53,3%), bei der Erbringung von wirtschaftlichen Dienstleistungen (v.a. Arbeitskräfteüberlassung; +4.743 oder 61,9%) sowie in der Baubranche (+3.270 oder 104,6%).
Starker Einbruch auch am Stellenmarkt:
Die Arbeitsaufnahmen sind im April im Vorjahresvergleich um „nur mehr“ 1.610 (oder 16,3%) gesunken (im März betrug der Einbruch noch -37%). Ebenso sind im April der Stellenzugang (-60,7%) und die Stellenbesetzungen (um -61,1% auf 2.520) zurückgegangen. Ende April 2020 waren 645 Lehrstellen zur sofortigen Besetzung gemeldet (Rückgang um 160 oder -19,9%). Lehrstellensuchend ließen sich insgesamt 1.288 Personen registrieren, das sind im Vorjahresvergleich um 495 Personen oder 62,4% mehr.
Situation in Mistelbach:
Auch in Mistelbach ist die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Vorjahr drastisch angestiegen. So sind im April 3.164 Personen ohne Arbeit gewesen, dies ist ein Zuwachs von 54,6%. Besonders stark betroffen sind die Jungen unter 25. Hier ist der Anstieg bei 111,8%. „So haben wir auch gegenüber dem Vormonat einen Anstieg von elf Personen, die trotz Kurzarbeit mehr als im März bei uns vorgemerkt sind. Besonders stark ist der Anstieg in der Gastronomie gewesen, hier hoffen wir auf die Wiedereröffnung Mitte Mai“, betont die Leiterin des AMS Mistelbach Marianne Bauer. In diesem Bereich ist die Zahl der Arbeitslosen im Bezirk um mehr als 100% gestiegen.
Vielen Betrieben haben die Möglichkeit der Kurzarbeit genutzt, um ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu sichern und schnell wieder weiterarbeiten zu können.
Existenzsicherung und Kurzarbeit auf gutem Weg:
Im März und April waren alle Kräfte im AMS auf die Existenzsicherung bei Arbeitslosigkeit und die Erledigung von Kurzarbeitsanträgen ausgerichtet. Es wurden eigene Strukturen für diese beiden Aufgaben geschaffen und Beraterinnen und Berater aus anderen Bereichen zu Bearbeitungsteams zusammengezogen. „Dank dem Engagement der Mitarbeiter haben die Menschen trotz einem noch nie dagewesenen Anstieg der Arbeitslosigkeit pünktlich das Arbeitslosengeld erhalten und sind ca. 630 Kurzarbeitsanträge von Betrieben aus dem Bezirk Mistelbach erledigt worden“, teilt Marianne Bauer erfreut mit und ist stolz auf den großen Einsatz des AMS-Teams. Unverändert erfordern unvollständige Kurzarbeitsanträge zeitintensive Urgenzen. Mittlerweile geht es in einem nächsten Schritt um die ersten Zwischenabrechnungen. Als Fördergeber darf das AMS Unternehmen in der Phase der Abrechnung nicht mehr unmittelbar beratend zur Seite stehen. Hier übernehmen die Wirtschaftskammer gemeinsam mit Steuerberatern Lohnverrechnern eine zentrale Rolle. Dabei bewährt sich die gute Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskammer und Arbeiterkammer.
Derzeit wird weiter auf persönliche Vorsprachen verzichtet und es werden Termine telefonisch abgehalten und auch wieder verstärkt Vermittlungen durchgeführt. „Wir sind bemüht, die Arbeitslosigkeit unserer Kundinnen und Kunden so kurz wie möglich zu halten, da es immer noch Sparten gibt, die Personal suchen“, so die AMS-Leiterin abschließend.