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Frauenspezifische Psychotherapie: (Über)Lebenschance für Frauen?

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09. Oktober 2025

Eine in Österreich einzigartige Kooperation macht´s möglich: FRAUEN für FRAUEN bietet gemeinsam mit sieben niederösterreichischen Frauen- und Mädchenberatungsstellen seit 2005 kassenfinanzierte Psychotherapie für Frauen. Das Angebot wird von der ÖGK und weiteren Gesundheitskassen finanziert. So haben Frauen und Mädchen die Möglichkeit seit 2005 Frauen einen kostenlosen und niederschwelligen Zugang zu frauenspezifischer Psychotherapie – und dies in ganz Niederösterreich.

Chance „kostenfreier Psychotherapieplatz“ = Chance für ein besseres Frauenleben:
FRAUEN für FRAUEN wie auch die anderen niederösterreichischen Frauen- und Mädchenberatungsstellen stehen für „Psychische Gesundheit von Frauen“. Vor diesem Hintergrund haben die Frauen-Fachfrauen den 8. Oktober für eine Einladung an Medienvertreterinnen und -vertreter genutzt. Anlass ist ein Jubiläum: „20 Jahre frauenspezifische Psychotherapie in Niederösterreich“. Dadurch wurden Frauen-Lebenschancen einen Tag lang in den Mittelpunkt gerückt und zu einer virtuellen Pressekonferenz eingeladen. Im Vorfeld des Welttags der psychischen Gesundheit wurden Erfolg und Zukunftspotential frauenspezifischer Psychotherapie für Niederösterreich beleuchtet.

Special guest – Special Info-Effekt:
Schauspielerin Brigitte Tauchner vom Verein SOG-Theater hat im Rahmen der Pressekonferenz die Bedeutung des Jubiläums „20 Jahre Frauenspezifische Psychotherapie“ improvisiert theatral in Szene gesetzt. Diese Theatersequenzen haben frauenspezifische Psychotherapie in Bildern und Gefühlen entstehen lassen.

Das „innovativ“ von damals wird aber nicht genug sein:
Im Nachhinein betrachtet ist die strategische und fachliche Weitsicht von damals ein mahnendes Beispiel als Antwort für den Bedarf von heute: Ein jährliches 6.000 Stunden-Kontingent für Frauenspezifische Psychotherapie steht aktuell zur Verfügung, das ist durchaus beachtlich. „Der Bedarf an kassenfinanzierter frauenspezifischer Psychotherapie ist aber dringlicher denn je“, warnt Manuela Kräuter, Geschäftsführrein von FRAUEN für FRAUEN, davor, sich mit der aktuellen Situation zufrieden zu geben. „Unsere kassenfinanzierten Plätze sind knapp und das bei einem merkbar, kontinuierlich steigendem Bedarf“, so Kräuter weiter. „Wartezeiten wachsen, langfristige negative Folgewirkungen bei den Frauen, die trotz Bedarf keinen Platz bekommen, häufen sich – das fordert uns auf „mehr“ tun zu wollen. Und dieses Mehr können wir leisten – bei Finanzierungssicherheit und Tarifen, mit der auch die spezialisierte Psychotherapeutin bezahlt werden kann, die es hier bei diesem Hilfsangebot unbedingt braucht“, rundet Kräuter ihre Gedanken ab.

Die Frau von heute: Superwoman mit Burn-out?
„Wenn wir die Lebensrealitäten von Frauen genauer betrachten, können wir sehen, dass diese geprägt sind von wirtschaftlichen Abhängigkeiten und Überforderungen durch Mehrfachbelastungen… seien es Kinder, die Pflege der Schwiegermama und dazu der Haushalt und nicht zu vergessen dann noch der Job im Supermarkt z.B.“, vermittelt Manuela Fritz-Hauser als Projektleiterin „Frauenspezifische Psychotherapie“ aus der Praxis. „Veraltete Rollenmuster und -zuschreibungen, Gewalterfahrungen, aber auch konkret sexualisierte Übergriffe ebenso wie Existenzängste aufgrund von mangelnden finanziellen Absicherungen oder Arbeitslosigkeit – die psychische Gesundheit von Frauen ist nachhaltig massiv gefährdet“, erklärt Fritz-Hauser, selbst auch als Psychotherapeutin tätig, weiter.

Die Frauen- und Mädchenberatungsstellen – starke, regional verankerte, hochkompetente Kooperationspartnerinnen:
„Die psychische bzw. seelische Gesundheit von Frauen in den Fokus zu nehmen und mit verschiedenen Angeboten zu unterstützen, war von Anbeginn an eine Mission der niederösterreichischen Frauen- und Mädchenberatungsstellen“, erklärt Elisabeth Cinatl als Geschäftsführrein vom Verein Wendepunkt in Wiener Neustadt. „Wir sind stolz darauf, dass die Frauen- und Mädchenberatungsstellen in Niederösterreich seit nun 20 Jahren gemeinsam mit FRAUEN für FRAUEN ein damals absolut einzigartiges Konzept nach wie vor erfolgreich umsetzen. Wir garantieren mit der frauenspezifischen Psychotherapie qualitativ hochwertige Unterstützung für Niederösterreicherinnen, die diese Form der fachlichen Begleitung dringend brauchen“, so Cinatl nachdrücklich.

Versagerin!? – wenn ein Frauenleben dem Willen einer Frau entgleitet, ist eine wirkliche Fachfrau gefragt:
Die Ergebnisse der feministischen Forschung zeigen, dass Schuld- und Versagensgefühle ebenso wie die Anpassung an benachteiligte Lebensbedingungen und Gewalterfahrungen Frauen krank machen. „Viele Probleme von Frauen werden durch das gesellschaftliche Ungleichgewicht der Geschlechter verursacht bzw. verstärkt“, erläutert Fritz-Hauser als projektleitende Fachfrau die Hintergründe. „Die betroffenen Frauen empfinden diese Probleme jedoch oft in erster Linie als persönliches Versagen. Sie geben sich die Schuld dafür“, so Fritz-Hauser weiter. „Diese Gender-Spezifika begründen den hohen Anspruch an Qualifikation und Fachkompetenzen, die wir von unseren Psychotherapeutinnen erwarten“, so Fritz-Hauser zur Frage nach der Qualität dieses Therapieangebots. „Jede Psychotherapeutin bei uns setzt sich fundiert mit den weiblichen Lebensrealitäten auseinander und reflektiert diese auch immer wieder. Zugrunde liegende Gendertheorien und auch spezielle Kenntnisse über frauenspezifische Themen, wie z.B. Mutterschaft, weibliche Sexualität oder Wechseljahre können die Psychotherapeutinnen als Expertinnen in die Therapie einbringen“, legt Fritz-Hauser ganz klar fest.

Regional verankerte Fachfrauen erhöhen regionale Frauen-Lebenschancen:
Seit 2005 gibt es in Niederösterreich speziell geschulte Psychotherapeutinnen, die das FRAU SEIN in ihrer therapeutischen Arbeit konsequent berücksichtigen. „Die Frauen, die unsere Hilfe suchen, müssen oft erst die Schuldfrage für sich klären, akzeptieren lernen, dass sie nicht schuld sind, bzw. nicht allein die Verantwortung für eine Situation tragen“, verdeutlicht Cinatl vom Verein Wendepunkt in Wiener Neustadt. „Erst wenn eine Frau versteht, was mit ihr passiert ist, kann ein Heilungsprozess beginnen“, so die Wendepunkt-Fachfrau, die auch für den Betrieb eines Frauenhauses verantwortlich ist. „Deshalb ist es umso wichtiger, dass die Psychotherapeutinnen psychische Erkrankungen oder persönliche Lebenskrisen von Klientinnen immer auch bewusst vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Rahmenbedingungen und historisch gewachsener, patriarchal gestärkter Macht- und Ressourcenverteilungschancen betrachten und mit unseren Frauen bearbeiten können“, ist Cinatl überzeugt.

Manchmal tatsächlich eine Überlebenschance – auch in Zukunft?
„Wir haben zahlreiche Frauenleben in Niederösterreich in den letzten 20 Jahren mit dem Angebot „Frauenspezifische Psychotherapie“ bereichert, verbessert und sogar gerettet. Der bisherige Erfolg bestätigt die Bedeutung für die Zukunft: Frauenspezifische Psychotherapie muss ein unverzichtbarer Bestandteil niederösterreichischer Gesundheitspolitik bleiben. Dies gewährleistet definitiv ein „Mehr“ an Lebenschancen für Frauen in Niederösterreich“, fasst Manuela Kräuter als Geschäftsführrein von FRAUEN für FRAUEN zusammen. Als von der ÖGK mit der Umsetzung von frauenspezifischer Psychotherapie in Niederösterreich beauftragte Organisation ist aus Sicht der Geschäftsführerin folgendes wichtig:

Versorgung sichern:
Angebote für besonders belastete Frauen sind langfristig garantiert.

Faire Rahmenbedingungen:
Psychotherapeutinnen brauchen existenzsichernde Honorare und gute Arbeitsbedingungen.

Ausbildung stärken:
Mehr Förderung für Aus- und Fortbildungen zu spezifischen Frauenschwerpunkten und möglicher Einsatz von Therapeutinnen in Ausbildung unter Supervision.

Erreichbarkeit ausbauen:
Mobile und digitale Psychotherapie sollen finanziert und flächendeckend verfügbar sein. Stichwort „Wohnortnähe“: Therapie soll dort möglich sein, wo Frauen leben.

Bedarfsorientierung:
Mehr Therapieplätze und kürzere Wartezeiten in allen Regionen. Psychotherapie in „sicheren“ Räumen.

Wissen und Enttabuisierung:
Psychotherapie soll selbstverständlich und schambefreit sein.

Was bedeutet „Frauenspezifische Psychotherapie“:
Frauenspezifische Psychotherapie ist geprägt vom Bewusstsein bzw. der Kenntnis der Psychotherapeutin über die weiblichen Lebensrealitäten. So werden von der speziell geschulten Psychotherapeutin psychische Erkrankungen oder persönliche Lebenskrisen der Klientin immer auch bewusst vor dem Hintergrund dieser weiblichen Lebensrealitäten betrachtet. Weiters werden von den speziell ausgebildeten Psychotherapeutinnen Gendertheorien integriert oder auch spezielle Kenntnisse über frauenspezifische Themen, wie z.B. Mutterschaft, weibliche Sexualität, Wechsel, etc. eingebracht.

Viele Probleme von Frauen werden durch das gesellschaftliche Ungleichgewicht der Geschlechter verursacht bzw. verstärkt – die betroffenen Frauen empfinden sie jedoch oft in erster Linie als persönliches Versagen. Die Ergebnisse der feministischen Forschung zeigen, dass solche Schuld- und Versagensgefühle ebenso wie die Anpassung an benachteiligte Lebensbedingungen und Gewalterfahrungen Frauen krank machen. Diese Erkenntnis ist die Grundlage für Frauenspezifische Psychotherapie, die die gemeinsame Arbeitsbasis der Frauen- und Mädchenberatungsstellen bildet.

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