07. Juni 2018
Die Fachleute des Naturhistorischen Museums Wien bestätigen: Der Mammutfund bei Bullendorf an der A5 Nordautobahn ist der bedeutendste des 21. Jahrhunderts. Monatelang dauerte die Präparierung der gewaltigen Stoßzähne des Wollhaarmammuts. Am Sonntag, dem 10. Juni, sind sie beim Aktionstag im MAMUZ Museum Mistelbach für interessierte Besucher ausgestellt. „Ein derartiger Fund aus dem niederösterreichischen Weinviertel ist wirklich sensationell“, sind sich die Experten der Geologisch-Paläontologischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien Dr. Ursula Göhlich und Dr. Mathias Harzhauser einig! „Wir freuen uns darauf, beim Mammut-Aktionstag gemeinsam mit den interessierten Menschen einen Blick in eine Welt, lange vor der unseren, zu machen.“ Für MAMUZ-Geschäftsführer Mag. Peter Fritz und den wissenschaftlichen Leiter Dr. Franz Pieler ist der 10. Juni ebenfalls ein besonderer Tag: „Ein Spezialisten-Team des Naturhistorischen Museums Wien gibt Einblicke in die aufwändigen Präparationsmethoden. Infopaneele zeigen die Grabung und Präparation und vermitteln Daten zum Lebensraum Mammutsteppe sowie alles Wissenswerte zum Thema Mammut.“ Archäologische Grabungen gehören bei der ASFINAG zum Standard beim Autobahn-Neubau. „Diese Vorbereitungen erleichtern unsere Arbeiten und sie bringen interessante Zeugnisse der Vergangenheit zu Tage“, sagt Dipl.-Ing. Christian Musil, Projektleiter des Neubaus der A5 zwischen Schrick und Poysbrunn.
Der Mammutfund an der A5:
Beim Bau der Nordautobahn durch die ASFINAG wurden 2016 in der Nähe von Bullendorf einige anfangs unscheinbare Skelettreste entdeckt. Durch eine Grabung des Naturhistorischen Museums Wien konnten die Fossilien geborgen werden. Sie erwiesen sich schon bald als gewaltige Stoßzähne eines Wollhaarmammuts, das vor rund 17.000 Jahren in den Überschwemmungsebenen der Ur-Zaya während der letzten Eiszeit verendete.
Nach Abschluss der heiklen Präparationsarbeiten können die beiden Stoßzähne und andere Fundstücke der Grabung nun erstmals dem Publikum präsentiert werden. Die parallel laufenden wissenschaftlichen Untersuchungen waren interdisziplinär. Radiokarbondatierungen und andere geochemische Methoden wurden durch die Quartär-Forschungsgruppe der Universität Innsbruck durchgeführt. Sie liefern die Basis für die Altersdatierung des Fundes. Sedimentologische Untersuchungen erfolgten an der Geologischen Bundesanstalt in Wien und dokumentierten den Lebensraum des Mammuts (Bei sedimentologischen Untersuchungen geht es darum von den Bildungsbedingungen bestimmter heutiger Sedimenttypen auf Ablagerungsbereiche und klimatische Verhältnisse in der geologischen Vergangenheit zu schließen. Auf diese Weise werden erdgeschichtliche Abläufe rekonstruierbar; Anm.d.Red.). Die Mammutknochen und alle anderen Fossilien, wie Pferde- und Rentierknochen sowie winzige Schalen eiszeitlicher Schnecken, wurden durch die Paläontologen des Naturhistorischen Museums Wien bearbeitet. So konnten die Geheimnisse rund um das Bullendorfer Mammut gelüftet werden.
Mammut-Aktionstag am Sonntag, dem 10 Juni:
Während des Mammut-Aktionstages am Sonntag, dem 10. Juni, im MAMUZ Museum Mistelbach, der mit Unterstützung der ASFINAG stattfindet, werden Dr. Ursula Göhlich und Dr. Mathias Harzhauser über Fundgeschichte und Bergung berichten. Interessant dabei: Das in Bullendorf gefundene Mammut war nicht das größte Rüsseltier, das im heutigen Niederösterreich lebte. In Kettlasbrunn wurden die Knochen eines zehn Millionen Jahre alten Hauerelefanten freigelegt, die ebenfalls am Aktionstag zu sehen sind. Weiters wird es am Aktionstag stündlich interessante Vorträge sowie ein Rahmenprogramm für Kinder geben. Ein weiterer Mammut-Aktionstag ist für Sonntag, dem 2. September, im Naturhistorischen Museum Wien geplant.
Archäologische Grabungen sind Eckpfeiler des Autobahn-Neubaus:
Archäologische Untersuchungen im Vorfeld zu Autobahn-Neubauten gehören für die ASFINAG zum Standard. Sie bringen einen zentralen Vorteil: die Entdeckung geschichtlich interessanter Stätten in Gebieten, die ohne geplanter Straßeninfrastruktur nicht erkundet worden wären. Die Bereiche Archäologie und Kulturgüter werden im Umweltverträglichkeitsprüfungs-Verfahrens (UVP) berücksichtigt. Die frühzeitige Erkennung, Freilegung und Sicherung der Fundstücke garantiert einen raschen Baufortschritt. Unterbrechungen wegen archäologischer Funde werden ausgeschlossen, denn gegraben wird genau dort, wo die zukünftigen Autobahnen oder Schnellstraßen verlaufen. Besonders interessante Stücke stellt das Bundesdenkmalamt entweder für Schwerpunkt-Ausstellungen oder Spezial-Museen zur Verfügung.