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Nachhaltigkeit und Ethik: Was tragen Unternehmen für eine nachhaltige Entwicklung in der Gesellschaft bei?

Copyright StadtGemeinde Mistelbach

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16. Februar 2017

Viele Menschen, vor allem Jugendliche, sind sensibel für die Themen Nachhaltigkeit, Umwelt und Ethik! Verstärkt durch tägliche Berichte in den Medien sind diese Aspekte aktueller denn je. In der BHAK Mistelbach hat man auf diese gesellschaftliche Entwicklung reagiert und mit Beginn des neuen Schuljahres einen neuen, schulautonomen Ausbildungsschwerpunkt namens „Management für ethisch orientierte Unternehmensführung“ ins Leben gerufen, der Schüler im Bereich einer nachhaltigen ökologischen, ökonomischen und sozialen Unternehmensführung ausbilden soll. Passend dazu lud die Schulleitung der BHAK Mistelbach im Rahmen ihres diesjährigen 40-Jahr-Jubiläums am Mittwoch, dem 15. Februar, zu einer Veranstaltung unter dem Titel „Corporate Social Responsibility –  Blendung oder Weitsicht?“, bei der interessante Podiumsgäste aus den unterschiedlichsten Bereichen des wirtschaftlichen Lebens aus ihren eigenen persönlichen Erfahrungen berichteten. Begleitet wurde die Veranstaltung von einer Ausstellung zum Thema „Leerflächenmanagement“ der Stadtgemeinde Mistelbach, anhand der sich die Schüler über „Best Practice-Beispiele“ aus erster Hand informieren konnten.

Auf die gesamte Weltbevölkerung hochgerechnet sollten über das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf jedem Menschen täglich 14 Dollar zur Verfügung stehen – so die Theorie. Doch in der Realität muss die große Mehrheit (alle Entwicklungsländer) mit 2,5 Dollar pro Kopf auskommen. Parallel dazu werden kostbare Ressourcen immer knapper und stehen daher Teilen der Weltbevölkerung nicht in unbegrenztem Ausmaß zur Verfügung stehen. War es vor einiger Zeit die Digitalisierung, die einen völlig neuen Umdenkprozess im wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Leben auslöste, so sind es heute Themen wie Nachhaltigkeit, Ethik und vieles mehr, die zunehmend mehr in den Fokus rücken. „Ein Unternehmen muss all diese Bereiche einer ökologischen, ökonomischen und sozialen Verantwortung erfüllen, um heute langfristig wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Wir als Schule haben uns bereits deshalb schon vor Jahren als Entrepreneurship-Schule zertifizieren lassen, um diesen Unternehmergedanken mit einfließen zu lassen“, erklärt Direktor Mag. Johannes Berthold eingangs der interessanten Diskussion. Hier kommt der Begriff der Corporate Social Responsibility, kurz CSR, also die unternehmerische Gesellschaftsverantwortung, ins Spiel, der den freiwilligen Beitrag der Wirtschaft zu einer nachhaltigen Entwicklung umschreibt, die über die gesetzlichen Forderungen hinausgeht.

Welche CSR-Bemühungen einzelne, in der Region verankerte bzw. namhafte Unternehmen, tätigen, zeigten die geladenen Festredner bei der Schulveranstaltung in der BHAK Mistelbach auf: 
Mit dabei war Ing. Erwin Hoffmann von der StadtGemeinde Mistelbach, der anhand der Mistelbacher Oberhoferstraße aufzeigte, wie leer stehende Gebäude und brach liegende Flächen innerhalb eines Stadteils nachhaltig durch unterschiedlichste Maßnahmen und Möglichkeiten wie Lückenschluss, Aufstockung oder auch Verdichtung genutzt werden können.„In diesem Bereich der Stadt wohnen hochgerechnet 17 Einwohner pro Hektar, was dem alten Baubestand gewidmet ist, aber eigentlich für eine Stadt in der Größenordnung von Mistelbach kaum vorstellbar ist“, so Ing. Hoffmann. Hier ist es Aufgabe der StadtGemeinde Mistelbach, durch Raumordnungs-, Flächenwidmungs- und Bebauungspläne entgegenzusteuern, um ein Aussterben von Stadtteilen im Kern einerseits und ein uferloses Wachstum an der Peripherie andererseits zu verhindern.

Ein Unternehmen, das quasi das Thema „Nachhaltigkeit“ in der Unternehmensphilosophie fix verankert hat, ist FAIRTRADE, das bei der Podiumsdiskussion mit Pressesprecherin Elisabeth Wallner vertreten war. „FAIRTRADE, also der faire Handel, sollte in unserem täglichen Leben ständig präsent sein. Produkte, die wir täglich zu uns nehmen oder Kleider, die wir tragen, werden oft unter menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt“, so Elisabeth Wallner. FAIRTRADE setzt es sich weltweit zur Aufgabe, dass diese Menschen auch ein Leben in Würde führen können, in dem Konsumenten und Produzenten zusammengeführt werden und aufgezeigt wird, woher die Produkte eigentlich kommen. Österreichweit gibt es bereits 120 Unternehmen, die ihre Produkte FAIRTRADE-zertifiziert haben, und auch die HAK/HAS Mistelbach ist seit zwei Jahren eine FAIRTRADE-zertifizierte Schule.

Ebenso mit dabei bei der Schulveranstaltung war Hafnermeister Günter Wittek, MSc, der für sein kleines, regional verankertes Unternehmen stark auf Nachhaltigkeit setzt. Her Wittek produziert zur Gänze umweltzertifizierte Kachelöfen mit einer 40-jährigen Haltbarkeit und auch der gesamte Fuhrpark des Hauses wird auf elektrisch betriebene Fahrzeuge umgestellt. Für all diese Maßnahmen hat Herr Wittek 2013 einen mehrseitigen Nachhaltigkeitsbericht erstellt, wofür er auch prämiert wurde. „Jeder einzelne Unternehmer kann durch unterschiedlichste Maßnahmen Akzente im Bereich der Nachhaltigkeit setzen und dazu beitragen, dass es der Wirtschaft besser geht. Doch zu hinterfragen bleibt immer auch für jeden Einzelnen, ob ich damit auch wirtschaftlich erfolgreich bin. Denn nur dann haben all diese Maßnahmen auch Relevanz“, sieht es der Hafnermeister.

Einer, der auf eine langjährige, berufliche Erfahrung im Bereich der Landwirtschaft zurückblicken kann, ist Dipl.-Ing. Robert Harmer, der in Alt-Prerau einen über viele Generationen gewachsenen Bio-Gutshof betreibt. Gerade in der Landwirtschaft ist nachhaltiges Wirtschaften, verantwortungsvolles Denken und schonender Umgang mit den Ressourcen unerlässlich. Und dies in vielen Bereichen, wie es Dipl.-Ing. Harmer herausstreicht: „Dazu zählt die soziale Komponente im Umgang mit Mitarbeitern und auch mit den Kunden, in der Verantwortung für das Eigentum, im respektvollen Umgang mit Pflanzen, dem Boden und den Tieren“, so der Gutsbetreiber und ergänzt: „Aber auch als Familienbetrieb hat sich in den letzten Jahrzehnten vieles geändert. Wir sind nicht mehr isoliert zu betrachten, sondern müssen uns im Kampf ums Überleben mit der Gesellschaft und der Umwelt vernetzen, überbetrieblich zusammenarbeiten, Kooperationen (Stichwort Maschinenring) eingehen sowie die Welt ganzheitlich sehen. Wir sind eingebettet in unzählige technische, biologische und soziale Systeme, von denen wir abhängig sind!“

Wie eine Bank, in dem Fall die ERSTE Bank, nachhaltig wirtschaftet, versuchte Helmut Schwarz, Filialleiter der ERSTE Bank in Mistelbach, darzustellen: „Wir sind als Aktiengesellschaft verpflichtet, die Gewinne, die erzielt werden, natürlich unseren Aktionären zukommen zu lassen. Aber das Geld wird auch im Sozialbereich eingesetzt, denkt man an die ERSTE Bank-Stiftung, wo Flüchtlinge durch ehrenamtliche Mitarbeiter Unterstützung erfahren, oder das Gratiskonto der 2. Sparkasse. Hier hilft die Erste Bank mit einem Gratis-Konto, um Menschen mit Schicksalsschlägen einen Wiedereinstieg in ein geregeltes Leben zu ermöglichen!“ Und nicht zuletzt zeichnet sich die ERSTE Bank auch durch nachhaltiges Investment (eigene Fonds) in unterschiedlichsten Bereichen aus, das wieder sozialen Zwecken zu Gute kommt.

Abschlussredner des Tages war Ing. Günter Goldhahn. Er kennt als CSR-Experte und Ansprechpartner der Wirtschaftskammer Niederösterreich die Bedeutung und den Einfluss der Wirtschaft auf die Gesellschaft nur zu gut: Als Unternehmer haben wir eine enorme Verantwortung für die Gesellschaft und dies kann enorm vielseitig sein, entweder regional, wie am Beispiel von Herrn Wittek, oder auch international, denkt man an Banken, die weltweit über Fonds investieren! Aber der verantwortungsvolle Umgang beginnt schon bei jedem Einzelnen. Nur dann kann ein Unternehmen auch erfolgreich sein!“

Bei der abschließenden Podiumsdiskussion wurden von den Schülern des neuen Ausbildungsschwerpunktes noch interessante Fragen an die Referenten gestellt. Grundsätzlicher Tenor der Unternehmer: Der ganzheitliche Ansatz von CSR wird Unternehmer nicht kurzfristig reich machen, aber ein langfristiges Wachstum bzw. Leben ermöglichen. Insofern werden in der Wirtschaft junge Leute gesucht werden, die diese Grundgedanken von nachhaltigem Wirtschaften auf ihrem zukünftigen Arbeitsplatz einbringen können.

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