13. April 2017
Ob eine Entspannungsvorrichtung für Menschen mit besonderen Bedürfnissen, ein Messsystem zur Erfassung von Biosignalen zur Schlafanalyse, eine Feuchtigkeitsmessung in Windeln oder ein Rolllator-Assistenzsystem. Jene Diplomarbeitsprojekte, an denen die Schüler des aktuellen Maturajahrganges an der HTL Mistelbach arbeiten, haben vielfach das Potential, beim Patentamt angemeldet zu werden. Einige der innovativen Ideen präsentierten die Schüler am Freitag, dem 7. April, in der Schule.
Snoezeltunnel:
Ein bereits in der Praxis anwendbares Projekt ist der Snoezeltunnel, den eine Gruppe eigens für ein körperlich und geistig behindertes Kind aus Ebenthal, entwickelt hat. Hierbei handelt es sich um ein mit zwölf Lautsprechern und neun Metern LED-Lichtern ausgestattetes Pflegebett, dass dem Kind eine besondere Wohlfühlatmosphäre garantieren soll. Hierfür wurde ein Stand-PC umfunktioniert und ein eigenes Programm geschrieben. Je nach Wunsch kann der Snoezeltunnel heller bzw. dunkler gestellt, mit unterschiedlichen Farben beleuchtet und können Musik- oder Filmsequenzen eingespielt werden. Großer Vorteil: der Snoezeltunnel ist raumunabhängig, sodass andere Personen/Kinder nicht gestört werden. Für die Mutter des Kindes eine gelungene Umsetzung: „Stefan hat nach zwei Tagen Testphase positiv reagiert und spricht darauf an. Wir sind wirklich begeistert“, freut sich die Mutter des Kindes.
Messsystem zur Erfassung von Biosignalen zur Schlafanalyse:
Das Phänomen Schlaf hat es einer weiteren Gruppe angetan, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, ein Messsystem zur Schlafanalyse zu entwickeln. Mittels ihrer Idee können anhand von einem Bewegungs-, einem Körpertemperatur- und einem Puls-Sensor auf bestimmte Verhaltensmuster während des Schlafes geschlossen werden. Diese werden auf eine eigene SD-Karte abgespeichert. Um die gewonnenen Daten auch entsprechend auswerten zu können, haben die Schüler hierfür eine eigene Software programmiert. Anhand der Bewegungen während der Nacht, Veränderungen der Körpertemperatur oder erhöhtem Puls kann darauf geschlossen werden, dass man z.B. schlecht geträumt oder während der Nacht stark geschwitzt hat.
Fall-APP und -Sensor :
In Auftrag der Firma Mass Response haben zwei Diplomanden-Gruppen für den Mobilfunkanbieter Spusu eine Applikation sowie auch einen Fallsensor entwickelt. Das Applikationssystem funktioniert mit einem Beschleunigungssensor, der die Geschwindigkeit des Aufpralls misst und einen Alarm auslöst, wenn eine Person zu Sturz gekommen ist. Eingestellt werden können sowohl die zu alarmierende Person, wie die Art der Verständigung erfolgen soll (z.B. telefonisch oder per SMS) sowie auch die Alarmdauer. Auf Wunsch können außerdem auch GPS-Daten der gestürzten Person mitgeschickt werden. Ähnlich dem Notruftelefon hat eine andere Gruppe dazu einen Fallsensor entwickelt, der einfach in der Bedienung ist. Mittels vorgefertigter Info, kann im Fall eines Sturzes ebenfalls eine Nachricht an eine vorher definierte Person verschickt werden.
Such- und Bewegungsroboter:
Ein Projekt, das in zahlreichen Bereichen angewendet werden könnte, ist der Such- und Bewegungsroboter. Dieser kann selbständig bewegt werden und Räume mittels Ultraschallsensoren auf Objekte oder auch Menschen absuchen, was beispielsweise bei einem Brandszenario ein denkbares Einsatzgebiet wäre. Der Roboter kann sowohl autonom als auch manuell mittels Computerkonsole gesteuert und optional auch noch mit einer Webcam ausgestattet werden, um die zu erkundenden Räume bildlich darzustellen.
Feuchtigkeitsmessung in Windeln:
Um zu verhindern, dass Babys, ältere, pflegebedürftige Personen oder Menschen mit besonderen Bedürfnissen nicht lang in nassen Windeln liegen müssen, hat eine Gruppe eine ganz spezielle Idee in die Realität umgesetzt. Sie entwickelten ein System, dass die Feuchtigkeit in Windeln misst und im Fall des Falles via Bluetooth über einen in einer Überhose eingenähten, wasserdichten Sensor eine Nachricht an die Eltern oder den Pfleger verschickt. Wird Alarm geschlagen, kann die Windel umgehend gewechselt werden, sodass ein unnötiges Wundliegen der Vergangenheit angehört. Die Idee funktioniert lageunabhängig, es ist also völlig egal, ob das Kleinkind oder die zu pflegende Person am Rücken oder seitlich liegt.
Mit Sensoren ausgestatteter Footballhelm:
Eine andere Gruppe leidenschaftlicher Footballspieler entwickelte einen mit insgesamt fünf Sensoren ausgestatteten Footballhelm, der bei einem Zusammenstoß mit einem Gegenspieler oder bei einem Sturz den Druck, sprich die Stärke des Aufpralls, misst. Anhand der dabei gewonnenen Daten kann der Teamarzt oder Trainer weitere Schritte setzen und entscheiden, ob der verletzte Spieler weiterspielen oder sogar ins Krankenhaus eingeliefert werden muss. Eine Idee, die natürlich genauso auch für Fahrrad- oder Motorradhelme anwendbar wäre.
Muskelgesteuertes Modellauto:
Speziell für Kinder, die armamputiert oder deren Finger nicht mehr zur Gänze funktionstüchtig sind, hat eine andere Gruppe ein muskelgesteuertes Modellauto entwickelt. Mittels Ultraschallsensoren kann das Modellauto einfach vor- und rückwärts bewegt werden, ein auf allen vier Seiten zusätzlich angebrachter Kollisionsschutz garantiert, dass das Modellauto nirgendwo anfährt.
Rolllator-Assistenzsystem:
Um einen krummen Rücken im hohen Alter den Kampf anzusagen, hat eine andere Gruppe ein Assistenzsystem für Rollatoren entwickelt. Bei diesem Projekt wird mittels eines Sensors der Abstand von Rollator zum Becken der Person gemessen. Vergrößert sich dieser Abstand, bedeutet dies automatisch, dass der Körper eine gebückte Haltung einnimmt. Um dies zu verhindern, blockiert ein ebenso entwickelter Elektromotor die Bremsen, was die Person automatisch daran erinnern soll, wieder eine gerade Körperhaltung einzunehmen.