13. Juli 2017
Die günstige wirtschaftliche Gesamtsituation führte Ende Juni zu erfreulichen Arbeitsmarktdaten und verstärkt somit den positiven Trend am NÖ Arbeitsmarkt. Heuer sind in Niederösterreich der stärkste Beschäftigungsaufbau sowie der deutlichste Rückgang der Arbeitslosigkeit seit dem Jahr 2011 zu verzeichnen.
Die Zahl der unselbständig Beschäftigten stieg im Durchschnitt des ersten halben Jahres um 9.250 (oder 1,6%). Parallel dazu sank die Arbeitslosigkeit um -132 (oder -0,2%). „Dennoch zeigen sich auf dem (nieder)österreichischen Arbeitsmarkt auch Strukturprobleme. Die massive Zunahme des Arbeitskräfteangebotes durch die Ostöffnung des Arbeitsmarktes, die Alterung der Erwerbsbevölkerung und die Umsetzung von Pensionsreformmaßnahmen tragen zu einer Verfestigung der Arbeitslosigkeit bei“, analysiert AMS NÖ-Chef Mag. Karl Fakler die aktuelle Arbeitsmarktlage.
Auch der Anteil der Langzeitarbeitslosen nahm in den letzten Jahren weiter zu: Jede/r vierte arbeitslose Kunde/Kundin des AMS in Niederösterreich war per Ende Juni ein Jahr oder länger bei einer der 22 AMS NÖ Geschäftsstellen arbeitslos vorgemerkt. „Trotz konjunktureller Erholung haben es bestimmte Personen, wenn sie einmal arbeitslos geworden sind, besonders schwer am Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen“, erklärt Mag. Fakler. Dazu gehören unter anderen Personen im Alter ab 50 Jahren: Während für junge Arbeitslose die Suche nach einem Arbeitsplatz nicht länger als 65 Tage dauert, brauchen jene der Generation 50+ schon 145 Tage, bis sie ihre Arbeitslosigkeit mit einer Arbeitsaufnahme beenden können. Die „Beschäftigungsaktion 20.000“, die Anfang Juli mit einem Pilotmodell im Bezirk startete, soll hier Abhilfe schaffen.
„Beschäftigungsaktion 20.000“: Bezirk Baden wird ab 1.7.2017 zur Pilotregion
Ziel dieser Initiative der Bundesregierung ist, über Förderung des AMS zusätzliche Arbeitsplätze bei Gemeinden und gemeinnützigen Einrichtungen einzurichten, die exklusiv langzeitarbeitslosen Personen (ein Jahr Vormerkung beim AMS ) im Alter ab 50 zur Verfügung stehen. Wie alle Bundesländer startet Niederösterreich mit einer Pilotregion. Der Bezirk Baden wurde gewählt, weil hier der Anteil an Personen, die diese Aktion als Sprungbrett zurück ins Erwerbsleben nutzen sollen, besonders hoch ist.
Über die „Beschäftigungsaktion 20.000“ werden Lohn- und Lohnnebenkosten eines kollektivvertraglich entlohnten Beschäftigungsverhältnisses für die Dauer von bis zu zwei Jahren gefördert. Die Förderung des AMS kann dabei bis zu 100% betragen. Das Arbeitsmarktservice bietet auch attraktive Modelle im Weg über gemeinnützige Arbeitskräfteüberlassung an. In diesem Fall werden die förderbaren Personen beim Verein „Jugend und Arbeit“ angestellt und für ebenfalls längstens zwei Jahre gegen einen Kostenbeitrag an die Gemeinden und gemeinnützigen Einrichtungen im Bezirk Baden überlassen.
Rückgang der Arbeitslosigkeit in NÖ um 2,5%:
In Niederösterreich standen Ende Juni 52.437 Arbeitslose beim AMS in Vormerkung, das sind um 1.327 weniger als im Vorjahr (-2,5%). In Summe ergeben sich 61.854 Jobsuchende, die entweder arbeitslos vorgemerkt oder in Schulungsmaßnahmen des AMS NÖ sind (-1,5%). Die Arbeitslosenquote sank in Niederösterreich gegenüber dem Vorjahr um -0,3%-Punkte auf 7,8%, österreichweit um -0,5%-Punkte auf 7,6%.
Die Zahl der arbeitslos vorgemerkten Jugendlichen ist im Vorjahresvergleich um erfreuliche 15,5% gesunken (absolut -956), die der Älteren (50-Plus) hingegen um 7,3% gestiegen (absolut 1.290).
Für gesundheitlich beeinträchtigte Personen (mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit um 9,6% gegenüber dem Vorjahr) und für Personen mit keiner oder geringer Qualifizierung bleibt die Arbeitsmarktlage nach wie vor besonders schwierig.
Während die Arbeitslosigkeit unter Inländern nach wie vor rückläufig ist (-3,4%), stieg sie bei Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft in Niederösterreich leicht an (+1,5%). Für diese Personengruppe bleibt es ebenfalls auf dem Arbeitsmarkt schwierig, da der Zuzug von (oft jüngeren und besser ausgebildeten) ungarischen, rumänischen, polnischen und slowakischen Arbeitskräften ungebrochen anhält.
Wie sieht es nun in Mistelbach aus?
Trotz Rückgang der Arbeitslosigkeit in Niederösterreich gesamt, ist in Mistelbach die Zahl der Arbeitssuchenden gegenüber dem Vormonat um 6,6% gestiegen. Damit verzeichnet der Bezirk Mistelbach den höchsten Anstieg in ganz Niederösterreich:
Besonders stark ist der Anstieg bei den über 50-Jährigen (15,7%) und bei den Ausländern (22%).
Bei den Jugendlichen bis 24 Jahre ist die Zahl annähernd gleichgeblieben mit einem leichten Plus von 1,6%. Verglichen mit dem Vormonat Mai ergab es allerdings im Juni einen Rückgang der Arbeitslosigkeit von 29 Personen, wobei die Zahl der Jugendlichen, Älteren und Ausländern annähernd gleich geblieben ist.
„Erfreulich ist wieder, dass die Zahl der offenen Stellen und Lehrstellen gestiegen ist und wir für die Arbeitssuchenden ein größeres Angebot an Jobs haben“, bemerkt die Leiterin des AMS Mistelbach Marianne Bauer. „Es ist ein Erfolg, das die Betriebe auf unsere Dienstleistungen zurückgreifen und die Vorzüge unserer Stellenausschreibungen, Jobbörsen und Vorauswahlen zu schätzen wissen!“