04. September 2025
Die Coronapandemie vor fünf Jahren war der ausschlaggebende Grund, dass aus dem alljährlichen, ehemaligen Neujahrsempfang des Bürgermeisters ein Spätsommerempfang wurde. Zur Freude aller anwesenden Gäste, die heuer bzw. schon in den letzten Jahren Ende August beim Empfang auf der wunderbaren Piazza des MAMUZ Museum Mistelbach mit dabei waren. Im stimmungsvollen Ambiente des Mistelbacher Museumsinnenhofs wurden heuer vier verdiente Persönlichkeiten für ihr ehrenamtliches Engagement vor den Vorhang geholt und mit dem Goldenen Ehrenwappen der Stadtgemeinde Mistelbach geehrt.
Vorbilder wie einst Sir Roger Bannister:
In Vertretung von Landeshauptfrau Mag. Johanna Mikl-Leitner überbrachte Landtagsabgeordneter, Klubobmann und Wirtschaftskammer-Vizepräsident Mag. Kurt Hackl die Grußworte seitens des Landes. Er verglich die vier Geehrten mit den wahrscheinlich meisten Menschen eher unbekannten britischen Mittelstreckenläufer Sir Roger Bannister. Ihm ist im Jahr 1954 als ersten Menschen etwas gelungen, was bis dahin als unmöglich schien, nämlich eine Meile in einer Zeit unter vier Minuten zu laufen. Diese sportliche Leistung machte ihn damals zu einem Vorbild für viele, da es in den darauffolgenden Wochen zahlreichen Menschen gelang, die Meile unter vier Minuten zu laufen. „Wir brauchen in unserer Gesellschaft genau solche Vorbilder wie jene vier Personen, die heute geehrte werden. Wir brauchen mehr solcher Roger Bannisters!“
Gleichzeitig kritisierte er die „Kultur des Scheiterns“, die gerade von den sozialen Medien gefördert wird. „Wir erleben aktuell eine Kultur, die eher das Scheitern in den Vordergrund stellt und nicht das erneute Probieren. Soziale Medien sind hier nicht hilfreich, um junge Menschen für die Arbeit in der Gemeinschaft zu motivieren!“
Von einer „Wohlstandsverwahrlosung“ und dem „Wunsch nach einem großen Kontrolleur, wo alles geregelt wird“, sprach Bürgermeister Erich Stubenvoll in seiner Festansprache. „Hier geht uns langsam der Hausverstand aus“, befürchtet das Stadtoberhaupt und ergänzte, dass wir uns mehr auf das Ehrenamt besinnen möge. „Denn nur deshalb geht es uns so gut“, so der Bürgermeister.
Geehrte:
Im Mittelpunkt des diesjährigen Spätsommerempfangs standen heuer mit Herbert Böhm aus Hörersdorf, Schulrat Hans Danzinger aus Mistelbach, Rudolf Rabl aus Frättingsdorf und Maria Wasinger aus Paasdorf vier Persönlichkeiten, die durch ihren Einsatz eine Bereicherung für die Gemeinschaft sind. „Jede und jeder von ihnen hat auf ganz eigene Weise dazu beigetragen, dass Mistelbach mehr ist als nur eine Stadt – nämlich ein Ort des Zusammenhalts, eine Gemeinschaft der Solidarität und der gegenseitigen Unterstützung. Ihr seid das Herz und die Seele unserer Gemeinde. Euer Engagement macht Mut, es stiftet Zusammenhalt, und es zeigt uns: Mistelbach ist stark, weil Menschen wie ihr Verantwortung übernehmt und zum Vorbild für andere werden. Unsere Welt wäre sicher nicht so lebenswert, wenn es nicht diese kleinen, stillen Helden in unserer Gesellschaft gäbe“, so der Bürgermeister in seiner Festansprache.
Herbert Böhm:
Herbert Böhm hat stets ein aktives Leben geführt und sich intensiv in verschiedenen Vereinen und Organisationen engagiert:
Im Jahr 1972 trat er dem ÖKB Ortsverband Hörersdorf bei, wo er von 1993 bis 2023 auch Obmann war.
Im Jahr 1973 trat er außerdem dem damals neu gegründeten Verschönerungsverein Hörersdorf bei, wo er sich stätig für die Verschönerung und Pflege des Ortes einsetzte.
Von 1975 bis 1983 war Herbert Böhm auch musikalisch aktiv – als Tenorsänger im Stadtchor Mistelbach, wo er an zahlreichen Konzerten und Veranstaltungen mitwirkte.
Zudem wurde er 1978 Mitglied des Niederösterreichischen Imkerverbandes, einer Leidenschaft, die ihn bis heute begleitet. Mit viel Hingabe betreibt er noch immer seine Hobby-Imkerei und ist seit 52 Jahren in der Mistelbacher Imkergemeinschaft aktiv.
Auch seine Leidenschaft für die Jagd lebt Herbert Böhm aus, seit er 1980 in die Jagdgesellschaft Hörersdorf aufgenommen wurde. Seitdem ist er ein unermüdlicher und zuverlässiger Jäger.
In den 1980er Jahren fand Herbert Böhm auch seine Liebe zum Weinbau. Als Hobby-Weinbauer trat er dem Siebenhirtner Weinbauverein bei und keltert heute noch seinen Wein selbst.
Schulrat Hans Danzinger:
Schulrat Hans Danzinger war in seinem Brotberuf über 40 Jahre Lehrer an der Mistelbacher Hauptschule und hatte bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2004 die letzten vier Jahre auch die Leitung der Schule inne. Während seiner Zeit an der Schule fand er genügend Zeit und Motivation, in zahlreichen Vereinen und Organisationen ehrenamtlich tätig zu sein:
Von 1967 bis 1978 organisierte er das Kinderturnen bei der Sportunion Mistelbach und fungierte über 22 Jahre lang als deren Obmann. Auch abseits der Sportkurse motivierte er in seinem Berufsleben und Alltag seine Schülerinnen und Schüler zu täglichen, kurzen Sporteinheiten im Klassenzimmer.
Gleichzeitig war Schulrat Hans Danzinger seit 1968 über zehn Jahre lang Obmann-Stellvertreter im UTC Mistelbach und ein aktives hochgeschätztes Vorstandsmitglied des Tennisklubs.
Nach seiner Pensionierung sorgte er von 2006 bis 2015 als Obmann der Volkshochschule Mistelbach für ein vielfältiges Bildungsangebot in Mistelbach.
Neben der Arbeit mit Kindern und seiner sportlichen Begeisterung prägt Schulrat Hans Danzinger eine starke soziale Ader: Er half über 13 Jahre lang ehrenamtlich bei der Essensausfuhr an kranke und ältere Menschen mit. Von 2007 bis zur COVID-Pandemie 2020 war er nämlich bei „Essen auf Räder“ für die Sozialhilfe in Mistelbach verlässlich im Einsatz.
Von 2005 bis 2011 setzte er sich zudem als Obmann der Lehrerpensionisten des Bezirkes Mistelbach für die Bedürfnisse seiner Berufskolleginnen und -kollegen ein.
Darüber hinaus war Schulrat Hans Danzinger fast 30 Jahre lang – seit 1972 bis 2001 – beim ÖAAB Lanzendorf als Obmann tätig.
Rudolf Rabl:
Geboren und aufgewachsen in Kottingneusiedl, hat Rudolf Rabl sein ganzes Leben dem Dienst an der Gemeinschaft gewidmet.
Nach seiner Lehrzeit arbeitete er ab 1971 als Bediensteter der Straßenverwaltung des Landes Niederösterreich. Fast gleichzeitig engagierte er sich politisch bei der Stadtgemeinde und war ab 1970 als Gemeinderat in Frättingsdorf tätig. Nach der Eingemeindung von Frättingsdorf in die Großgemeinde Mistelbach war Rudolf Rabl zuerst als Ortsvorsteher von Frättingsdorf und in weiterer Folge bis 1992 als Gemeinderat der Stadtgemeinde tätig.
1980 war er an der Gründung des Frättingsdorfer Sportvereines stark beteiligt. Als Obmann des Sportvereins war er über 15 Jahre für das sportliche Geschehen in Frättingsdorf verantwortlich. Rudolf Rabl investierte dabei viele unentgeltliche Stunden, u.a. für die Errichtung des Sportplatzes und Kabinentraktes.
Zeitgleich bemühte er sich um die Freie Werkstatt Frättingsdorf und koordinierte die Baumaßnahmen zur Sanierung des Gebäudes. Von 1982 bis 1984 bekleidete er selbst das Amt des Obmanns der Freien Werkstatt in Frättingsdorf.
Auf seine Initiative wurden viele Feste und Brauchtumsveranstaltungen in Frättingsdorf eingeführt. Von Maibaumaufstellen, Kirtag über Maskenbälle bis zum Striezelpaschen und stimmungsvollen Weihnachtsfeiern.
Neben den Vereinen, in denen er als Funktionär tätig war, unterstützte Rudolf Rabl laufend die Freiwillige Feuerwehr, die Ortsmusik, den Kameradschaftsbund sowie die Jugend von Frättingsdorf bei ihren Aktivitäten.
Als passioniertem Jäger ist Rudolf Rabl eine intakte Natur ein wichtiges Anliegen. Als Mitglied der Jagdgesellschaft kümmerte er sich seit den 1960er-Jahren auch dort um wichtige Projekte wie z.B. die Entwicklung des heutigen Naturschutzgebietes „Feuchtgebiet Rossweide“ sowie die Anlage von naturnahen Windschutzgürteln rund um Frättingsdorf. Auch die ersten Auffangbecken als Hochwasserschutz gehen auf sein Engagement zurück.
Maria Wasinger:
Maria Wasingers großer Verdienst sind nicht ihre offiziellen Funktionen. Sie steht stellvertretend für all jene, die still und verlässlich im Hintergrund unglaublich viel für eine Gemeinschaft leisten. Seit über 60 Jahren ist sie Tag für Tag in der Kirche und im Pfarrhof in Paasdorf präsent. Mit Rat und Tat unterstützt sie seit 1975 im Hintergrund und hat unendlich viel für die Gemeinschaft geleistet.
Maria Wasinger war lange Jahre im Paasdorfer Pfarrgemeinderat tätig. Über 30 Jahre lang – von 1987 bis 2020 – war sie mit dem Mesnerdienst in Paasdorf betreut und half, jeden Gottesdienst vor- und nachzubereiten.
Als Lektorin ist sie nach wie vor bei Wochentagsmessen mit Elan im Einsatz. Außerdem führte sie gewissenhaft von 1975 bis 1990 die Pfarrchronik von Paasdorf und sorgte so für die lückenlose Bewahrung der Paasdorfer Geschichte. Jahrzehntelang kümmerte sie sich verlässlich um die gesamte Kirchenreinigung, die Post, Matriken sowie um die gesamten Finanzen der Pfarre Paasdorf.
Seit über 50 Jahren kümmert sich Maria Wasinger darüber hinaus um den gesamten Blumenschmuck bei kirchlichen Festen und Feiertagen. Um das möglichst sparsam bewerkstelligen zu können, sammelte sie Blumen in ganz Paasdorf und bei Bekannten im Garten persönlich zusammen und arrangiert selbst die Sträuße und Gestecke. Ebenso ein besonders Händchen und Kreativität bewies sie beim jährlichen Binden des großen Adventkranzes und der Erntekrone. Seit 1975 schmücken ihre Kränze die Pfarrkirche in Paasdorf bei jährlichen Festen!
Große Verdienste hat sich Maria Wasinger auch bei der Organisation von pfarrlichen Festen und dem Flohmarkt erworben.
Seit über 50 Jahren arbeitet Maria Wasinger auch im katholischen Bildungswerk mit und hilft beim Verzieren von Kerzen, bei Stickereien, Binden von Kränzen und Gewürzsträußen sowie der Pflege der traditionellen Handwerkkunst. Die Erlöse aus dem Verkauf nutzte Maria Wasinger für die fortlaufende Kirchenrenovierung.
Bei traumhaften Spätsommerwetter, so wie dies auch bei allen vorherigen Empfängen auf der Piazza des MAMUZ Museum Mistelbach der Fall war, klang der Abend gemütlich aus, der vom „Trio Rubato“ mit Tanja Beranek an der Oboe, Marlene Zahlner an der Querflöte sowie Margarethe Vogler am Cello musikalisch umrahmt wurde.